„90 Minuten“ - neues Veranstaltungsformat kommt an

Veröffentlicht am 02.03.2017 in Allgemein

Rege Diskussion und Begeisterung für Schulz

Am Morgen des 24.01.2017 schien noch alles klar. Ein Kanzlerkandidat der SPD sollte verkündet werden. Auf der Straße, vor dem Fernseher sogar innerhalb der Partei – der Name Sigmar Gabriel war gesetzt. Umso größer war die Überraschung, als auf einmal ein anderer Name verkündet wurde. Gabriel verzichtete, antreten soll nun der ehemalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz. Ein Ruck, der nicht nur durch die Reihen der Partei ging, sondern allem voran durch die Reihen der Wählerschaft.

Doch wie wird Martin Schulz die SPD voranbringen? Was muss die Partei tun, um ihren Kandidaten zu unterstützen? Was unterscheidet ihn von der amtierenden Bundeskanzlerin Angela Merkel? Welche Herausforderungen müssen sich Partei und Kandidat stellen? Diese und mehr Fragen stellten sich auch den Teilnehmern des SPD-Gesprächs „90 Minuten“ im Alzeyer Bürgertreff. Unter der Moderation des Alzeyer SPD-Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten Heiko Sippel (SPD) gab es bei einem guten Tropfen und Gebäck eine lebhafte und spannende Diskussion.

„In einer Zeit, in der Politik immer interessanter wird, ist gesellschaftliche Diskussion notwendig – auf anständige Weise“, unterstreicht Sippel, bei der Begrüßung der Teilnehmer. Der Bürgertreff ist bis auf den letzten Platz gefüllt. „Ich habe einen Pressebericht gelesen, in dem es hieß Martin Schulz wird neuer Bahnchef, übernimmt den Flughafen Berlin und wird neuer Bachelor. Was uns das sagt? Man traut ihm viel zu“, bemerkt Sippel mit einem Lächeln. Die guten Umfragewerte sprächen eine deutliche Sprache.

Eine Impression von Schulz erster Rede nach Verkündung seiner Kandidatur wird gezeigt. „Wir, unsere Partei die SPD, tritt mit dem Anspruch an, stärkste politische Kraft zu werden - und ich mit dem Anspruch, Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland zu werden“, sagt Schulz. Die Partei der Gaulands, Höckes und Petrys sei eine Schande für Deutschland. Trump kritisiert er als unerträglich. „Lasst uns anpacken, lasst uns unser Land gerechter machen. Macht gemeinsam mit uns unser Land stark für die Demokratie“, fordert er die Anwesenden und alle Zuhörer auf.

„Martin Schulz erreicht die Menschen. Wir haben innerhalb weniger Tage nach seiner Nominierung 3000 Eintritte in die Partei bundesweit zu verzeichnen, über 300 in Rheinland-Pfalz und acht alleine in Alzey“, freut sich der SPD-Ortsvereinsvorsitzende. Die Tendenz steige weiter. Die Stimmung sei anders als noch in der Woche vor dieser Verkündung.

Die Menschen im Saal sind begeistert bei der Sache. Wie könnten zukünftige Koalitionen aussehen? Wichtig sei, dass die SPD geeint hinter Schulz stehe. Aktuelle Themen wie die Abfindungssumme der Vorstandvorsitzenden von VW werden diskutiert und Möglichkeiten dies zu ändern. Kann durch Martin Schulz ein Wandel in der Gesellschaft herbeigeführt werden? Vergleiche zu 1972 werden gezogen, als seinerzeit Bundeskanzler Willy Brandt zur Wiederwahl antrat. Auch die Rolle der Jugend wird beleuchtet. Dass sich junge Menschen für Politik interessieren sei sehr erfreulich, wichtig sei es, diese auch einzubeziehen. Social Media spielen dabei eine große Rolle. Soziale Gerechtigkeit sei schon immer ein Thema der SPD gewesen. Über dem Generationenvertrag schwebt das Damoklesschwert der Altersarmut. Hier gelte es gegenzusteuern.

Schulz´ Authentizität bringt Hoffnung, er trete glaubwürdig, verständlich und bodenständig auf. Er scheine ein Mensch zu sein, der mitten im Leben steht und die Leute bewegt. Er zeige Emotionen, das mache ihn vielen sympathisch. Die Diskutanten sind sich einig: Es bedarf eines starken, gemeinsamen Europas, das vereint spricht ohne die Nationalstaaten außer Acht zu lassen. Schulz trete glaubwürdig für das dringend erforderliche Miteinander in Europa ein.

In der anfänglichen Euphorie dürfe nicht untergehen, dass nun konkrete Pläne gefragt sind. Das Wahlprogramm müsse schnell ausgearbeitet werden und klar aufzeigen, dass die SPD für soziale Gerechtigkeit, wirtschaftliche Kraft und gesellschaftlichen Zusammenhalt stehe. Es gibt viel zu tun, da sind sich alle einig.

„Es war eine tolle, spannende und dennoch kritische Diskussion“, freut sich der Moderator Heiko Sippel, der pünktlich nach 90 Minuten das Ende einleiten kann. „Die Diskussion war sehr angenehm. Es ist wichtig die Leute vor Ort mitzunehmen. Eine Großpartei, die sich nicht nur als Kanzlerwahlverein versteht, ist der einzige Weg zur Meinungsbildung. Ein Format wie dieses kann ich nur begrüßen und ist eine tolle Idee. Dies kann man immer wiederholen, auch an regionalen Themen“, sagt Jürgen Gutknecht, der an der Diskussionsrunde teilgenommen hat. Auch Frank Möbius und Günther Mann sind begeistert und berichten: „Wir brauchen eine breitere Streuung, damit sich auch Nichtmitglieder angesprochen fühlen. Man muss mehr diskutieren und das war ein sehr offener Meinungsaustausch. Auf zukünftige Veranstaltungen kann man also mit Freude blicken.“

 

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